Essen kann ein kommunikatives Erlebnis sein: Die ganze Familie sitzt am Tisch, isst, lacht und unterhält sich. Das ist schön, das kann man genießen! Wenn sich aber 100 Leute an vielen Tischen angeregt unterhalten, ist es einfach nur laut.
Essen in Ruhe bietet die Möglichkeit, Achtsamkeit in den Alltag bringen. Deshalb haben wir uns entschlossen, 15 Minuten „Zeit der Stille“ in den Tischzeiten zu halten. Ein Gong eröffnet und beendet diese Zeit, in der möglichst gar nicht oder nur ganz leise gesprochen werden soll. Wohltuende Ruhe kehrt so in unseren großen, stilvollen Speisesaal ein.
Diese „Zeit der Stille“ ist eine praktische Möglichkeit, wie jeder für sich achtsamer werden kann, ohne gleich das komplette Konzept mit Meditation erlernen. Auch zu Hause, nach der Reha, lässt sich diese Achtsamkeitsübung prima fortführen. Denn auch wer einigermaßen gesund ist, sich aber trotzdem gestresst oder überfordert fühlt, kann von einer achtsamen Lebensweise profitieren. Sie kann aus dem Hamsterrad von Stress und Hektik, Informationsflut und Multitasking befreien. Das erreicht man, indem die Aufmerksamkeit ganz auf den Moment gelenkt wird, anstatt Vergangenem nachzusinnen oder über die Zukunft zu grübeln. Das bedeutet übertragen auf das Essen und Trinken: Ich schmecke das Stück Gemüse, die Kartoffel, das Fleisch ganz bewusst, spüre, wie es sich in meinem Mund anfühlt und langsam den Bauch füllt. Dabei denke ich nicht über den Streit am Morgen nach oder überlege, was ich heute Abend koche. Und vor allem mache ich mir keine Gedanken darüber, ob ein Stück Kuchen nicht vielleicht eine leckere Alternative gewesen wäre. Das zu schaffen, ist extrem schwierig, weil wir es einfach anders gewohnt sind. Wir essen nebenbei, wir lassen uns oft nicht von Hunger und Sättigung leiten, wir essen meist nicht bis wir satt sind, sondern bis der Teller leer ist…
Um Achtsamkeit zu üben, bietet sich besonders das Essen an. Schließlich isst (und trinkt) jeder mehrmals am Tag.